Kirchenmusik

Die Propsteikirche in Dortmund erstrahlt nicht nur architektonisch, sondern auch klanglich in neuem Glanz. Nach einer umfassenden Reorganisation erlebte die Sauer-Orgel im Jahr 2015 eine Wiedergeburt, die sie zu einem modernen Klanginstrument macht.

Ursprünglich war ein straffer Zeitplan für die Überarbeitung der Propstei-Orgel geplant. Doch während der Arbeiten durch die Orgelbauer-Firma Mühleisen unter der Leitung von Orgelbaumeister Christoph Dörr wurde schnell klar: Die Tiefe des Eingriffs war größer als erwartet. Beim Ausbau der Pfeifen und der Öffnung von Spieltisch und Elektronik traten Details zutage, die eine Anpassung des Zeitplans erforderten.

Viele Arbeitsschritte konnten direkt vor Ort in der Propsteikirche erledigt werden. Besonders die Entwicklung des Intonations-Konzepts erforderte eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Intonateur und dem Organisten der Propstei. In dieser Phase ging es um feine klangliche Nuancen, die anhand von Referenztönen und im direkten Austausch erarbeitet wurden. Auch praktische Unterstützung durch helfende Hände war in manchen Phasen des Orgelbaus gefragt.

Trotz der Orgelbauarbeiten ging das Kirchenleben in der City-Kirche St. Petrus Propstei unbeirrt weiter. Gottesdienste und Öffnungszeiten für Besucher wurden nicht eingeschränkt. Lediglich der Kreuzgang wurde zur Werkstatt und zum Lager umfunktioniert. Im Eingangsbereich der Kirche musste zeitweise ein Gerüst für den Zugang zum Rückpositiv errichtet werden. Handwerksgeräusche und die Klänge von Intonation und Stimmung prägten die Atmosphäre der Kirche – oft bis in die späten Abendstunden, um den hochkonzentrierten Orgelbauern optimale Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Während der Renovierung sorgte ein kleines Orgelpositiv im Kirchenschiff für die musikalische Begleitung. Mit Pfingsten 2015 erklang die restaurierte Orgel dann mit ersten Registern. Woche für Woche kamen neue Klangfarben hinzu. Jeder Einsatz der Orgel in dieser Phase war gleichzeitig ein Testlauf, um Ergebnisse zu überprüfen, Problemstellen zu identifizieren und die klangliche Ausrichtung weiterzuentwickeln. Ein Elektronikproblem führte sogar zu einem kompletten Ausfall der Orgel über ein Wochenende, konnte aber behoben werden.

Trotz aller Herausforderungen gelang es, die Arbeiten so zu koordinieren, dass die feierliche Einweihung der Orgel pünktlich zum Patronatsfest der Propsteikirche stattfinden konnte.

Der fünfteilige Orgelsommer mit Propsteikantor Simon Daubhäußer, der ihn durch Konzertstätten in Europa und Amerika führte, bildete einen glanzvollen Abschluss der Orgel-Reorganisation. Ein begeistertes Publikum erlebte die Klangvielfalt der erneuerten Propstei-Orgel.

Die umfassende Überarbeitung hat die Sauer-Orgel in ein "quasi" neues Instrument verwandelt. Die Elektronik wurde auf den neuesten Stand gebracht und bietet Organisten nun einen zeitgemäßen Registrierkomfort mit nahezu unbegrenzter Setzerkapazität.

Klanglich bereichert wird die Orgel durch neue Register wie Röhrenglockenspiel, Trompete harmonique, Flûte harmonique und den "Subwoofer" Untersatz 32‘. Letzterer entfaltet seine Wirkung vor allem in der Verstärkung anderer Register. Auch die vorhandenen Pfeifen wurden aufwendig überarbeitet und in ihrem Klangcharakter verändert. Im Zuge der Neuintonation kam es zu Registerverschiebungen, um die Klangmischung im Raum zu optimieren.

Die Neuintonation berücksichtigte die besondere Akustik der Propsteikirche mit ihrem Raumhall und ihrer beträchtlichen Länge. Das Ergebnis ist ein runder, tragfähiger Klang, bei dem die einzelnen Register verschmelzen, ohne ihren individuellen Charakter einzubüßen. Auch im früher klanglich abgetrennten Chorraum ist der Orgelklang nun präsent.

Hier können Sie die Orgel-Disposition im Detail nachlesen:

Orgeldisposition.pdf