Mehr als ‚richtig‘ und ‚falsch‘: Der Beichtweg zur Erst­kommunion­vorbereitung

In diesem Jahr fand bereits zum dritten Mal ein besonderer Weg zur Vorbereitung auf das Sakrament der Versöhnung mit den Erstkommunionkindern des Pastoralen Raumes statt. Dieser „Beichtweg“ führt die Kinder in Begleitung ihrer Eltern oder einer anderen Bezugsperson über das Gemeinde- und Klostergelände. Die Tandems erkunden dabei verschiedene Stationen, welche dazu einladen, über das Leben, die Beziehungen zu ihren Mitmenschen und zu Gott, sowie ihre Verantwortung für die Welt nachzudenken.

Anders als viele die (eigene) Buß- und Beichtvorbereitung noch erlebt haben, liegt der Fokus hierbei nicht darauf, das eigene Handeln anhand äußerer Regeln und Normen zu überprüfen und Abweichungen als Fehlverhalten herauszustellen. Auf äußere Maßstäbe, „was richtig und was falsch ist“, kann sogar verzichtet werden. Der konsequente Ansatz, des „Beichtwegs“, ist die Fähigkeiten der Kinder zur Selbstreflexion zu stärken. Wir möchten unterstützen, ihr eigenes Gespür dafür weiterzuentwickeln, was in ihrem Leben gut läuft, aber auch wo sie vielleicht jemanden verletzt haben oder wo sie sich gerne verbessern möchten.

Der Weg besteht aus verschiedenen Stationen, die jeweils einen anderen Aspekt des Lebens in den Blick nehmen. Ausgangspunkt sind dabei biblische Geschichten oder Situationen aus dem Alltag der Kinder. An jeder Station gibt es Aufgaben oder Fragen, die zum Nachdenken anregen. Wichtig ist dabei, dass die Kinder nicht nur auf das schauen, was vielleicht nicht so gut gelaufen ist, sondern auch das Gute und Gelingende in ihrem Leben wahrnehmen und einen positiven Blick auf sich und die Zukunft entwickeln können.

An der Station „Das bin ich“ beispielsweise schauen die Kinder auf ihre eigenen Eigenschaften und Stärken. Sie halten ein Foto von sich in der Hand und überlegen, was sie besonders ausmacht. An einer anderen Station, die sich mit der Geschichte des blinden Bartimäus beschäftigt, geht es darum, wie wichtig es ist, für andere da zu sein und wie gut es sich anfühlt, zu helfen. Auch das Thema „Streiten“ wird aufgegriffen. Anhand eines kurzen Filmausschnitts wird thematisiert, wie wichtig und schwierig es ist, sich nach einem Streit wieder zu versöhnen.

Ein wichtiger Aspekt des Versöhnungsweges ist die Begleitung durch eine vertraute erwachsene Person, meist ein Elternteil. Im Gespräch an den Stationen können die Kinder so ihre Gedanken und Gefühle offen äußern. In diesem vertrauten Miteinander liegt der besondere Wert des Vorbereitungswegs. Dies ist die Grundlage für das Gespräch mit dem Priester, das am Ende des Weges stattfindet.
Hierbei können die Kinder auf einen „Erinnerungsfaden“ zurückgreifen, den sie zu Beginn des Weges ausgehändigt bekommen. An dieses schlichte Stück Kordel wird an jeder Station ein neues Symbol geknüpft; anhand der Symbole können die Kinder von den Stationen und ihren Überlegungen berichten und mit dem Priester ins Gespräch kommen.

Wir sind davon überzeugt, dass dieser Weg den Kindern hilft, das Sakrament der Versöhnung als eine Chance zur inneren Überprüfung und Neuorientierung zu erleben. Es geht nicht darum, eine lange Liste von Verfehlungen aufzusagen, sondern darum, sich ehrlich mit sich selbst auseinanderzusetzen und dabei Gottes liebende Zuwendung zu erfahren. Auch wenn sich pädagogische Ansätze verändert haben, bleibt die Kernbotschaft des Versöhnungssakraments dieselbe: Gott liebt uns bedingungslos und schenkt uns immer wieder die Möglichkeit, neu anzufangen.

Ich hoffe, dass dieser kleine Einblick Ihnen gezeigt hat, wie wir versuchen, den Kindern heute einen Zugang zu diesem eher unpopulären Sakrament zu ermöglichen. Vielleicht regt es auch Sie dazu an, über Ihre eigenen Erfahrungen mit der Beichte nachzudenken und sich daran zu erinnern, wie befreiend es sein kann, sich Gottes Barmherzigkeit anzuvertrauen.

 

Mit herzlichen Grüßen,
Daniel Feldmann, Religionspädagoge

Eindrücke

Fotos: Daniel Feldmann